Ein Wochenrückblick des Science Media Center bietet künftig Anschauungsmaterial, über welche Forschungsergebnisse viele Wissenschaftsjournalisten zugleich berichten. Von Volker Stollorz
Seit gut 25 Jahren bin ich nun schon mit Leidenschaft Wissenschaftsjournalist. Woche für Woche bleibe ich wissbegierig, welche neuartigen wissenschaftlichen Erkenntnisse unser Wissen über die Welt bereichern, manchmal auch korrigieren. Weiterhin rätsle ich dabei, warum Kollegen und Kolleginnen dieses oder jenes Thema aufgegriffen haben. Im meta-Blog wird ab heute ein wöchentliches Science Media Center Newsreel erscheinen, das mit Hilfe einer Datenbankanalyse auswertet, welche Themen aus Zeitschriften der Wissenschaft bei Wissenschaftsjournalisten kongruent Aufmerksamkeit erfahren, d. h. von mindestens fünf Redaktionen in Print und Online aufgegriffen wurden. Diese Wochenschau wird, so hoffe ich, über die Zeit einen evidenzbasierten Eindruck von den Interessen und themenbezogenen Entscheidungsroutinen zeichnen, die im deutschsprachigen Wissenschaftsjournalismus wirken.
Wie kommt die Wissenschaft in die Massenmedien? Einen ersten Einblick in die Welt bestimmter Wissenschaftsdisziplinen liefert Wissenschaftsjournalisten die regelmäßige Beobachtung von Fachjournalen, Konferenzen sowie Pressemitteilungen aus Forschungseinrichtungen. Bereits dieser Einblick ist gegenüber der aktuellen Forschungsfront zeitlich verzögert.
Die Digitalisierung der Wissenschaftskommunikation wirkt längst wie Fluch und Segen zugleich: ein Segen, weil sie Wissenschaftsjournalisten freien Zugang zu einer unglaublichen Vielzahl aktueller Veröffentlichungen bietet; ein Fluch, weil die für die Öffentlichkeit relevanten „Perlen der Erkenntnis“ aus der Flut der möglichen Quellen selektiert werden müssen, was immense Zeitressourcen verschlingt. Bereits die schiere Zahl der Veröffentlichungen führt bei begrenzter Aufmerksamkeit in den Redaktionen zu dem Dilemma, wie Wissenschaftsjournalisten vermeiden, in zu vielem Unwichtigem das wenige wirklich Wichtige und öffentlich Relevante zu verpassen.
Künstliche Intelligenz verunsichert massiv
Wer entscheidet eigentlich, was relevant und wichtig ist? Ich persönlich denke, erst mit einer regelmäßigen Beobachtung neuer Forschungsergebnisse in Wissenschaftszeitschriften unterschiedlicher Disziplinen erwirbt ein Wissenschaftsjournalist über viele Jahre jene interaktionale Expertise und das Bauchgefühl, welche ihm erlauben, für die Öffentlichkeit Relevantes vom breiten Strom des bloß Neuen zu unterscheiden. Sollte diese spezialisierte Profession einst Generalisten im Journalismus weichen, die mehrsystemrelevante, wissenschaftliche Ergebnisse nicht länger systematisch beobachten, dann würden meiner Prognose zufolge Gesellschaften in wachsendem Maße von fremdartigen Erkenntnissen und praktisch relevanten Ergebnissen der Forschung überrascht werden. Mit entsprechenden Folgen, wie sich beispielhaft an den rätselhaften Unfällen von automatisierten Fahrzeugen derzeit „live“ verfolgen lässt. Es ist meiner Meinung nach kein Zufall, dass die Methoden der Künstlichen Intelligenz derzeit die digitalisierten Gesellschaften massiv verunsichern, die Algorithmen von Facebook mit ihrer disruptiven Sprengkraft Ängste und notwendige Regulierungen auslösen. Ein Grund könnte sein, dass es kaum Wissenschaftsjournalismus gab über die hinter KI stehenden mathematischen Ideen und Methoden der Data Sciences. Stattdessen wurde die Logik von modernen Algorithmen zu lange unter dem Schlagwort „Black Box“ subsumiert und ökonomisiert statt öffentlich diskutiert.
Fähigkeit zur Differenzierung sinkt
Waren Wissenschaftsnachrichten früher ein eher knappes Gut – man reiste zu Konferenzen und las die entscheidenden Berichte in den wenigen renommierten Fachjournalen –, führen die stetig wachsende Flut und die enorme Diversität der digitalen verfügbaren wissenschaftlichen Neuigkeiten nun vermehrt zu einer Art „Informationsüberflutung“. Es gibt neben hunderten Embargo-Journals Tausende Open Access-Fachzeitschriften und Pre Print Publication Server wie arXiv oder bioRxiv, auf denen Publikationen bereits vor dem Peer Review von Fachkollegen hochgeladen werden können, um sich die Priorität einer Entdeckung zu sichern. Allein die Flut der potenziellen Informationsquellen erschwert die qualifizierte Auswahl und stimmige Bewertung der für öffentliche Debatten relevanten Themen aus der Wissenschaft. Wir wissen aus Studien: Die Fähigkeit zur Differenzierung sinkt bei Nutzern bei zu hoher Informationsdichte („information overload“) systematisch, weil bereits die dann bloße Informationsverarbeitung die stets begrenzte menschliche Aufmerksamkeit konsumiert.
Rare Spezies: der Wissenschaftsjournalist
Da Wissenschaftsredaktionen seit einigen Jahren personell schrumpfen und zugleich der Markt für spezialisierte Fachjournalisten, die mit bestimmten Wissenschaftsdisziplinen vertraut sind, ökonomisch härter wird, wird zunehmend die Frage relevanter, nach welchen Regeln Wissenschaftsjournalisten Themen auswählen und welche Kompetenzen verloren gingen, wenn ausgerechnet diese Profession die Auswahlleistung für die Öffentlichkeit immer seltener übernehmen kann. Weil in immer höherem Tempo fremdes, kaum vertrautes Wissen in unsere soziale Fabrik einwandert, hätte ein Aussterben von Wissenschaftsjournalisten meiner festen Überzeugung nach verheerende Auswirkungen. Wir würden blind für das, was Wissenschaft als Erbauerin und Zerstörerin sozialer Welten bietet. Ebenso wie investigative und politische Journalisten braucht die demokratische Öffentlichkeit auch professionelle Wissenschaftsjournalisten, die die wissenschaftlichen Erkenntnisproduzenten mit den Erwartungen der Gesellschaft konfrontieren und umgekehrt.
Wie aber wählen Wissenschaftsjournalisten ihre Themen aus? 2008 hat der Wissenschaftsjournalist Jakob Vicari in einer extrem lesenswerten Masterarbeit mit dem Titel „Unter Wissensmachern – eine Untersuchung journalistischen Handelns in Wissenschaftsredaktionen“ das Biotop von vier Print-Redaktionen mit Wissenschaftsteil im Wege einer teilnehmenden Beobachtung beschrieben. Akribisch protokollierte er, wie sich der Tagesverlauf von Redakteuren im Ressort Wissenschaft in Handlungen zerlegen ließ – Sammeln, Selektieren, Darstellen, Prüfen, Koordinieren. Redakteure verbrachten damals rund drei Stunden täglich mit Recherchehandlungen, also dem Sammeln und Selektieren von Ideen für Geschichten. Ausgewählt wurden in den beobachteten Redaktionen vor allem Ereignisse, die mehrsystemzugehörig sind. Gemeint sind damit Berichtsanlässe, die Relevanz nicht nur für die Wissenschaft selbst, sondern zusätzlich für andere nichtwissenschaftliche soziale Systeme haben, also zum Beispiel Politik, Wirtschaft oder Jurisprudenz. Systemtheoretisch ausgedrückt handelt es sich bei Mehrsystem-Ereignissen aus der Wissenschaft um Nachrichten, die „Redaktionen für die Ausbildung gesellschaftlicher Umwelterwartungen in der Umwelt des Wissenschaftssystems für geeignet halten“ (zu den Details siehe Kohring 1997).
Die in der Mikroanalyse als Routinen zur Auswahl von Themen erfassten Kriterien müssten dringend auf ihre aktuelle Gültigkeit überprüfen werden. Denn einige der von Vicari damals beobachteten Ressorts existieren so nicht mehr, andere schrumpften. Bei der Auswahl wichtig, so seine damalige Beobachtung, sei zunächst das Kriterium der Aktualität, also die klassische Nachrichtenlage. Diese wird als Auswahlkriterium im Ressort Wissenschaft allerdings von der Neuigkeit einer Nachricht unterschieden, weil die Frage nach neuem Wissen in wissenschaftlichen Publikationen die entscheidende Währung ist.
Aktualität und Neues im Mehrsystem
Neuigkeit ist also ein zentraler Selektionsfaktor im Wissenschaftsjournalismus, sofern sich neues wissenschaftliches Wissen journalistisch spannend erzählen lässt. Das gilt zum Beispiel für Ergebnisse der Forschungsmathematik höchst selten, weswegen die Mathematik eine kaum mediatisierte Wissenschaft ist. Im Ressort Wissen finde die „spezifische Aktualität“ ihren Ausdruck in Neuigkeitsstrukturen, erklärt Vicari, die vor allem von dem rezipierten Spektrum wissenschaftlicher Journale geprägt ist. Markus Lehmkuhl vom KIT konnte kürzlich in einer Analyse von über 2,3 Millionen Fachartikeln der Medizin und Lebenswissenschaften aus den Jahren 2016 und 2017 zeigen, dass allein acht Fachzeitschriften 25 Prozent aller „Social Impact Paper“ veröffentlichten, die in Social Media und bei Journalisten Aufmerksamkeit fanden.
Neben den Auswahlkriterien Aktualität und Neuheit kommen Relevanz und Vertrauen hinzu. Wissenschaftsjournalisten sind laut den Thesen des Kommunikationswissenschaftlers Matthias Kohring Wissenschaftsjournalismus in erster Linie weniger Wissens-, sondern im Kern Vertrauens- bzw. Misstrauensvermittler. Gemäß dieser Theorie belobigen Wissenschaftsjournalisten für die Öffentlichkeit relevante und zugleich unvertraute Forschungsergebnisse: Ein Krebs wird heilbar, das Vertrauen in Wissenschaft wächst. Ein Forscher verbreitet verzerrte Ergebnisse als Folge von Interessenkonflikten, das Misstrauen steigt. Ein Unternehmen veröffentlicht PR-Wissenschaft, Fragen nach der Unabhängigkeit der akademischen Wissenschaft werden virulent.
„Schnelligkeit schadet der Seriosität“
Das Vertrauen in Wissenschaft steht auch in Frage, wenn Wissenschaftsjournalisten zu Risikojournalisten werden oder es sogenannte Experten mit der Wahrheit einer unbestreitbaren wissenschaftlichen Evidenz nicht so genau nehmen. Wer etwa in einem Fachartikel behauptet, die Erde sei eine Scheibe oder die Erwärmung der Erdatmosphäre sei Folge veränderter Sonnenaktivität, der verlässt einen über viele Jahre mühsam etablierten Konsens über den aktuellen Stand der Wissenschaft – meist wider besseren Wissens. Denn extraordinäre Behauptungen erfordern in der Wissenschaft außergewöhnlich überzeugende Argumente und Beweise.
Im Wissenschaftsjournalismus lässt sich nicht zufällig die sogenannte „Kollegenkritik“ häufiger antreffen, wie sie Vicari meiner Meinung nach treffend beobachtet hat: „Nicht nur, dass nach Ansicht der Wissensmacher die Schnelligkeit der Seriosität schadet“, bemerkt Vicari über die Sicht vieler Redakteure, Wissenschaftsjournalisten wollten generell „gründlicher arbeiten.“ Das mag einer der Gründe sein, warum Wissenschaftsjournalisten in Redaktionen oft als Besserwisser verschrien sind und in Zeiten einer massiven Beschleunigung und Arbeitsverdichtung zu den ersten Opfern der strukturellen Medienkrise wurden. Beliebt sind Wissenschaftsjournalisten oft weder in den Redaktionen noch bei Wissenschaftlern, die es meist am Ende doch besser zu wissen glauben.
Planeten, Neandertaler und ferne Galaxien: Selektion des Staunenswerten
Als weiteres mächtiges Auswahlkriterium identifizierte Vicari das „Staunen“, womit er überraschende, originelle oder kuriose Meldungen meinte: „Gerade das Erstaunen über den Gigantismus hebt den Riesen-Dinosaurier ins Blatt.“ Vor allem Wissenschaftsjournalisten ließen „Hamburger durchleuchten“ und zeigten, dass „Stare Alkohol 17-mal besser vertragen als Menschen.“ Erst in der dauernden Beobachtung der Wissenschaften fallen ungewöhnliche Dinge eher auf, schrieb Vicari hellsichtig: „Die Überraschung beobachtet nur das System, das mit ihr rechnet.“ Diese Selektion von Staunenswertem ist es übrigens, die vor allem in Wissensformaten im Fernsehen auf Dauer gestellt wird. Die Sendung mit der Maus bewerte das Staunen als Kriterium im Grunde lediglich höher im Vergleich zu Neuigkeit und Relevanz. Nach meiner Schätzung fallen erhebliche Anteile der aktuellen journalistischen Produktion von Wissenschaftsnachrichten unter dieses Kriterium; überdies sind Geschichten über Tiere, Planeten, Neandertaler und ferne Galaxien meist kostengünstig zu erstellen. Allerdings sind diese Geschichten auch sehr leicht von Akteuren in der Wissenschaftskommunikation zu kopieren und es droht die Gefahr der Wiederholung des Offensichtlichen.
Weiter benötigt: aufmerksame Ethnologen in Wissenschaftsredaktionen
Letztlich konstruieren die „Wissensmacher“ in den Redaktionen im öffentlichen Auftrag eine aktuelle Wirklichkeit der Wissenschaft, die nicht 1 zu 1 der Wirklichkeit und der Logik der Forschung entspricht, weil sie für ein nichtwissenschaftliches Publikum erstellt wird. Gerade weil sich Wissensmacher stark an Neuigkeit orientierten, befänden sie sich „in Konkurrenz zu Kollegen“, befindet Vicari. Sperrfristen von Wissenschaftsjournalen befürworteten die meisten „im Sinne seriöser Berichterstattung, denn Sperrfristen erlaubten Planung.“ Die Embargoregeln führten zu „spezifisch wissenschaftsjournalistischen Zeit-Strukturen.“ Relevant für Wissenschaftsjournalisten sei dabei vor allem, was die Gesellschaft unmittelbar betrifft, schreibt Vicari: „Was die Redakteure selbst überrascht. Sie sehen sich selbst als wichtigen Relevanzmaßstab – und erstellen deshalb Produkte, mit denen sie selbst zufrieden sind.“ Wenn neu ist, was öffentlich wird, dann würden Sperrfristen zum idealen Mittler. Was wiederum zu einer Kritik an Embargos führt, weil die Fachzeitschriften so zu stark die Agenda der öffentlich werdenden Wissenschaft bestimmen, indem sie die Aufmerksamkeit der Wissenschaftsjournalisten durch Agenda Setting erlangen.
Seit 2008 hat sich im Journalismus jede Menge verändert. Daher wünschte ich mir weitere aufmerksame Ethnologen auch in den Wissenschaftsredaktionen, die aktuelle Auswahlroutinen studieren und Vergleiche möglich machen zwischen Print, Radio, Online und Fernsehen oder neuen Formaten wie Gaming oder Virtual Realities. Mit der Digitalisierung und der zunehmend globalen Synchronisierung von Nachrichtenströmen werden neben Meldungen der Nachrichtenagenturen Pressemitteilungen über Aggregatoren im Prinzip für jedermann digital verfügbar. Websites wie (e) Science oder ScienceSeeker liefern automatisiert aggregierte Wissenschaftsnachrichten. Auch die Wissenschaftler selbst können zunehmend direkt nichtwissenschaftliche Publika ansprechen – unter Umgehung der im Verhältnis zu den Wissenschaftskommunikatoren weniger werdenden professionellen Wissensmacher. Allerdings scheint es mir schon rein logisch klar, dass die Fremdbeobachtung der Wissenschaft durch Journalisten nicht durch Selbstbeobachtung und immer mehr Wissenschaftskommunikation ersetzt werden kann, genauso wie Politikjournalismus besser nicht von Politikern betrieben wird.
Das SMC und die Beobachtung des Auswahlverhaltens
Als Redaktionsleiter im Science Media Center Germany, das seit rund zwei Jahren Angebote an Journalisten unterbreitet, bevor Wissenschaft Schlagzeilen macht, ist die Beobachtung des aktuellen Auswahlverhaltens von Journalisten extrem relevant. Da das SMC für registrierte Journalisten eine Art vertrauenswürdiger Radarschirm für relevante und neuartige Erkenntnisse zu öffentlich hochrelevanten Themenfeldern der Wissenschaft sein will, haben wir mit der „Morgenlage“ eine Art Rechercheroutine etabliert, bei der wir deutschsprachige Presseerzeugnisse und Online-Angebote systematisch auf Beiträge hin durchsuchen, die sich auf aktuelle wissenschaftliche Publikationen beziehen. Mit diesem Monitoring wollen wir systematischer für den deutschen Sprachraum erhellen, welche Forschungsergebnisse kongruent, das heißt von vielen Redaktionen zugleich, ausgewählt werden aus der stetig wachsenden Flut von Veröffentlichungen in tausenden Wissenschaftsjournalen. Wir wollen besser verstehen, warum manche wichtigen Themen nicht aufgegriffen werden, wieso sich die Themenauswahl zwischen Journalisten in den USA, UK und Deutschland manchmal unterscheidet und welche Themenkarriere wichtige „Public Issues“ im Sinne öffentlicher Angelegenheiten durchlaufen.
Science Media Center Newsreel: Was deutsche Wissenschaftsredaktionen berichten
Auf Anregung der Wissenschafts-Pressekonferenz wird die Redaktion des Science Media Center Germany künftig einmal pro Woche auf meta kurz und knapp Themen aus Wissenschaftszeitschriften Review passieren lassen (Faktor Journal), die laut unserem Monitoring in mindestens fünf Nachrichtenquellen berichtet wurden (Faktor Kongruenz) und bei denen es sich um sogenannte Public Issues handelt (Faktor öffentliche Relevanz). In unserem Monitoring werden wir also nicht die häufigen kongruenten Berichtsanlässe zählen, die in Jakob Vicaris Kategorie „Staunen“ fallen. Wir werden also keine Berichte über Dinge dokumentieren, die entweder weit weg (z. B. Astronomie) oder lange her sind (z. B. Archäologie). Uns interessiert, welche Wissenschaftszeitschriften die Redaktionen beobachten, welche öffentlich relevanten Wissenschaftsthemen letztlich aus Fachzeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz kongruent – also von vielen Medien gleichzeitig – berichtet werden und aus welchen wissenschaftlichen Quellen sich diese Berichte speisen. Die Redaktion des SMC wünscht viel Spaß beim Lesen. Sollten wir kongruente Themen übersehen haben, bitte gerne eine Mail schicken an: info (at) sciencemediacenter (dot) de .
Bild: Classic Film / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Kommentare
Josef König schreibt:
9. April 2018 um 04:35 Uhr
Liebe Volker und Redaktion,
interessant und sicher sehr richtig, was hier geschrieben ist. Aber es überrascht mich immer wieder in solchen Beiträgen, dass man nur von „wissenschaftlicher Relevanz“ spricht und sich selbst die Selbstverständlichkeit zuspricht, vom eigenen „Staunen“ auf das Staunen der Leser schließen zu können. Das mag in vielen Fällen zutreffen, aber eben auch nich vielen nicht. Das ist ein bisschen wie im Feuilleton, wo der Literaturkritiker fast nur die „hohe Literatur“ bespricht, wohingegen die Messe der Leser zu den Massenerzeugnissen der Verlage greift, die in den Buchhandlungen deutlich auf Stapeln zu finden sind.
Noch viel mehr erstaunt mich aber, dass in solchen Beiträgen auch kein Wort darüber fällt, dass die Medien, für die Journalisten – und damit auch Wissenschaftsjournalisten – zumeist arbeiten, Wirtschafts-Unternehmen sind, die Geld verdienen müssen und wollen, entweder um die Eigner reicher zu machen (bzw. das investierte Kapital zu rechtfertigen) und/oder weil die Medien am Markt bestehen müssen. Bei Themen aus der Politik, dem Sport, Lokales, etc. sind die Journalisten vielleicht näher an der Alltagserfahrung ihrer Leser und was sie bewegt. Anders im Ressort Wissenschaft, wo nach meiner Beobachtung die Themen deutlich weiter weg sind von der Alltagserfahrung und dem Alltagswissens der Bürger. Dazu kommt, dass (sicher pauschalierend behauptet) Wissenschaftsjournalisten sich häufig genug eher dem Wissenschaftssystem als dem Journalismus und den Lesern zugehörig fühlen. Aber wie gesagt, dass ist von mir nicht „wissenschaftlich“ gesichert und unterfüttert, sondern aus meiner Erfahrung nach nunmehr gut 30 Jahren Wissenschafstkommunikation.
Sven Titz schreibt:
14. April 2018 um 11:07 Uhr
Vielen Dank für diesen informativen Artikel.
Es gibt nach meiner Auffassung weitere, hier nicht genannte Kriterien für die Auswahl von Themen (sofern ich nichts überlesen habe).
Oft machen sich die Redaktionen Gedanken darüber, welche Themen andere Redaktionen auswählen werden. Themen, die eine Welle machen, will niemand verpassen. Sonst kommen hinterher unangenehme Fragen. Die Relevanz, die Solidität der Studien oder ihre Aktualität treten in solchen Fällen in den Hintergrund. Die Folge ist Konformismus.
Einen großen Einfluss haben zudem attraktiv formulierte Pressemitteilungen sowie Meldungen von Nachrichtenagenturen. Beide wirken wie Trigger.
Relevanz ist ein hehres Wort. Was in einer bestimmten Zeit wirklich relevant war (für die Gesellschaft, für den wissenschaftlichen Fortschritt etc.), erweist sich oft erst nach vielen Jahren. Ich denke, da steht uns eine Portion Bescheidenheit gut zu Gesicht. Oft geht es doch eher darum zu erahnen, was für relevant gehalten wird.
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