Ein Wochenrückblick des Science Media Center, über welche Forschungsergebnisse viele Wissenschaftsjournalisten zeitnah berichten:

Die Vorhersage der Auswahl von Themen seitens der Journalisten gleicht dem täglichen Blick in die Glaskugel. Haben Journalisten das entsprechende Fachjournal auf dem Schirm? Werden sie das Thema aufgreifen und berichten? Wenn ja: mit welchem Dreh? Wenn nein: Kann es sein, dass wichtige entscheidungsrelevante Forschungsergebnisse, über die berichtet werden sollte, übersehen werden? Im Science Media Newsreel dokumentiert das Team des SMC einmal pro Woche rückblickend die kongruenten Wissenschaftsthemen, die aus namentlich genannten Fachzeitschriften in Presseerzeugnissen und Internetangeboten aufgegriffen wurden. Erwähnt werden nur solche Themen, die bei unserem zugegeben unvollständigen Monitoring in mehr als fünf unterschiedlichen Redaktionen mit textlich nicht identischen Berichten aufgegriffen wurden

Illegaler FCKW-Ausstoß verlangsamt Rückgang des Gases in Atmosphäre (Nature)

Die natürliche Reduktion des verbotenen FCKWs in der Atmosphäre wird womöglich durch illegale Emissionen aus Ostasien gebremst. Dies schreiben Wissenschaftler der nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA in einer am 16.05.2018 im Fachblatt Nature veröffentlichten Studie. Die Messungen des atmosphärischen Werts des FCKWs Trichlorfluormethan (CFC-11) ergaben, dass dieser seit 2012 nur noch halb so schnell abnimmt wie zuvor. Zudem beobachteten die Wissenschaftler eine weltweit ungleichmäßige Verteilung der CFC-11-Werte, die auf eine Quelle in Ostasien als Emittent hindeutet. Aufgrund der illegalen Emission des ozonschädlichen FCKW könnte sich die Erholung der Ozonschicht um Jahrzehnte verzögern.

Die Studie fand in den Medien als Agentur-Meldung eine weite Verbreitung. Insgesamt wurde das Vorgehen der Wissenschaftler konsistent beschrieben. In der DPA-Meldung, die Zeit Online, Spiegel Online, Welt Online, die Süddeutsche Zeitung, die Berliner Zeitung und das Handelsblatt abdruckten, wurde außer der Studie auch ein in Nature veröffentlichter Kommentar zitiert. Darin bescheinigt Michaela Hegglin von der University of Reading der Studie methodische Sorgfalt und Korrektheit. In der DPA-Meldung befand sich aber auch ein numerischer Fehler, den bislang nur Spiegel Online korrigiert hat. Statt 270 CFC-11-Teilchen pro 1000 Atmosphären-Teilchen lag der korrekte Stoffmengenanteil in der Atmosphäre Mitte der 1990er bei 270 pro eine Billion. Der Artikel bei Spektrum.de tat sich dadurch hervor, dass er erklärte, wieso es politisch zugleich schwierig und notwendig sei, den FCKW-Emittenten ausfindig zu machen.

Steckbrief

Journal: Nature

Pressemitteilungen: Ja

Aufgegriffen von:

  • AFP (17.05.2018)
  • DPA: Spiegel Online, Welt Online, Zeit Online, Berliner Zeitung (alle 16.05.2018), Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt (alle 17.05.2018)
  • APA: Der Standard (17.05.2018)
  • Deutsche Welle (16.05.2018)
  • Frankfurter Rundschau (17.05.2018)
  • Spektrum.de (17.05.2018)

 

Ist ein konditionierter Schutzreflex von trainierten Schnecken auf untrainierte per RNS-Molekülen übertragbar (eNeuro)

Die Erinnerung an einen Schutzreflex kann von trainierten Meeresschnecken (Aplysia californica) auf untrainierte Meeresschnecken mithilfe einer RNS-Injektion übertragen werden. Dieses erstaunliche Ergebnis veröffentlichten Forscher der University of California Los Angelos am 14.05.2018 im Journal eNeuro. Mithilfe von Stromschlägen wurde einigen „Seehasen“ antrainiert, sich schon bei kleinen Berührungen reflexartig zusammenzuziehen. Spritzte man den untrainierten Schnecken isolierte RNS aus konditionierten Seehasen, so zeigten diese auf einmal bei Berührung den gleichen Reflex.

Mindestens sieben deutschsprachige Medien griffen die Veröffentlichung auf. Die gesamte Berichterstattung beschrieb knapp und korrekt die Ergebnisse der Studie. Die Übertragung des Reflexes wurde in sämtlichen Berichten von der – noch unmöglichen – Übertragung ganzer Erinnerungen abgegrenzt. Als Experte wurde in allen Berichten der Studienautor zitiert. Lediglich bei Spektrum.de wurde Thomas Ryan vom Trinity College Dublin als unbeteiligter Wissenschaftler zitiert. Er kritisierte, dass aus der Studie nicht ersichtlich sei, ob die RNS oder ein anderer Bestandteil der gespritzten Flüssigkeit für die Übertragung des Reflexes verantwortlich ist.

Steckbrief

Journal: eNeuro

Pressemitteilungen: Ja

Aufgegriffen von:

  • Bonner General-Anzeiger (15.05.2018)
  • Der Standard (15.05.2018)
  • MDR.de (15.05.2018)
  • NZZ (15.05.2018)
  • DiePresse.de (15.05.2018)
  • Süddeutsche Zeitung (16.05.2018)