Ein Wochenrückblick des Science Media Center, über welche Forschungsergebnisse viele Wissenschaftsjournalisten zeitnah berichten:

Die Vorhersage der Auswahl von Themen seitens der Journalisten gleicht dem täglichen Blick in die Glaskugel. Haben Journalisten das entsprechende Fachjournal auf dem Schirm? Werden sie das Thema aufgreifen und berichten? Wenn ja: mit welchem Dreh? Wenn nein: Kann es sein, dass wichtige entscheidungsrelevante Forschungsergebnisse, über die berichtet werden sollte, übersehen werden? Im Science Media Newsreel dokumentiert das Team des SMC einmal pro Woche rückblickend die kongruenten Wissenschaftsthemen, die aus namentlich genannten Fachzeitschriften in Presseerzeugnissen und Internetangeboten aufgegriffen wurden. Erwähnt werden nur solche Themen, die bei unserem zugegeben unvollständigen Monitoring in mehr als fünf unterschiedlichen Redaktionen mit textlich nicht identischen Berichten aufgegriffen wurden

Tourismus verursacht mehr Treibhausgas-Emissionen als gedacht (Nature Climate Change)

Acht Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen werden durch den Tourismus verursacht. Das ist vier Mal so viel wie bislang vermutet. Dies folgt aus umfassenden Berechnungen, deren Resultat Wissenschaftler der Universität Sydney am 07.05.2018 in Nature Climate Change veröffentlichten. Im Gegensatz zu älteren Untersuchungen beziehen sie nicht nur einzelne Aspekte des Reisens wie zum Beispiel die Klimabilanz des Fliegens mit ein, sondern betrachten zudem alle Aktivitäten der Touristen vor Ort, inklusive Shopping oder Essen. In ihren Berechnungen addierten die Wissenschaftler die Emissionen des gesamten Herstellungsprozesses der konsumierten Produkte und Dienstleistungen. So kommen die im Vergleich zu früheren Untersuchungen deutlich höheren Zahlen zu Stande. Die Autoren fordern, dass besonders ihre Erkenntnisse zur internationalen Verteilung der Tourismus-Emissionen in zukünftige Klimaabkommen einfließen sollten.

Die Studie wurde in mindestens elf deutschsprachigen Medien aufgegriffen und über Agentur-Meldungen weit verbreitet. Die meisten Medien zitieren die Co-Autoren der Studie sowie den Deutschen Niklas Höhne vom NewClimate Institute als Experten. Übereinstimmend wird der erstaunlich hohe Emissionsausstoß auf die umfassendere Berechnungsmethode der Studie zurückgeführt. Ob diese Methode gerechtfertigt ist oder nicht wird nicht abschließend beantwortet. Als möglicher Kritikpunkt wird von Niklas Höhne genannt, dass die Studie die Emissionswerte nicht damit vergleicht, was die Touristen ausgestoßen hätten, wenn sie Zuhause geblieben wären. Am ausführlichsten berichten Zeit Online und der Deutschlandfunk. Beide zitieren den Hauptautor der Studie. Zudem schlüsseln beide genau auf, wodurch die Emissionen der Tourismusbranche zustande kommen und was jetzt getan werden kann.

 

Steckbrief

Journal: Nature Climate Change

Pressemitteilungen: Ja

Aufgegriffen von:

  • Spektrum.de (07.05.2018)
  • Der Standard (08.05.2018)
  • Neue Züricher Zeitung (08.05.2018)
  • Zeit Online (08.05.2018)
  • Krone.at (08.05.2018)
  • Die Presse.com (08.05.2018)
  • ORF.at (08.05.2018)
  • Scinexx.de (08.05.2018)
  • Deutschlandfunk Forschung Aktuell (08.05.2018)
  • DPA: Tagesspiegel (07.05.2018) Wirtschaftswoche.de (07.05.2018) Stern.de (07.05.2018) Nürnberger Zeitung (08.05.2018) Stuttgarter Zeitung (08.05.2018) Berliner Zeitung (08.05.2018) Frankfurter Neue Presse (08.05.2018) SWR Aktuell (08.05.2018) Welt (08.05.2018)
  • Frankfurter Rundschau (09.05.2018)

Pilz aus Korea bedroht weltweit Amphibienbestände (Science)

Der Chytridpilz, der seit Jahrzehnten den Amphibienbeständen weltweit zusetzt, stammt anscheinend ursprünglich aus Korea. Erst mit dem internationalen Amphibienhandel konnte er sich global verbreiten. Dieses Ergebnis veröffentlichte ein Team internationaler Wissenschaftler unter Leitung des Imperial College London am 11.05.2018 in der Fachzeitschrift Science. Darin beschreiben sie, wie mittels einer Analyse der Gene des Pilzes die koreanische Halbinsel als dessen Ursprung identifiziert werden konnte. Die Wissenschaftler vermuten, dass er in der jetzigen Form erst vor 120 bis 50 Jahren entstand. Um das durch den Pilz verursachte Amphibiensterben einzudämmen und das Entstehen neuer Pilzlinien zu verhindern, fordern die Forscher, den weltweiten Amphibien-Handel zu unterbinden.

In mindestens zehn deutschsprachigen Medien wurde die Veröffentlichung aufgegriffen. Darüber hinaus fand die Publikation als Agentur-Meldung einige Verbreitung. Die Berichterstattung zitiert als Experten ausschließlich den Co-Autor der Studie, Dirk Schmeller vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. In allen Berichten wird darauf verwiesen, dass der Amphibien-Handel aus Sicht der Wissenschaftler eingeschränkt werden müsse, um die Tiere weltweit zu schützen. Außerdem wird zumeist berichtet, dass Feuersalamander in Mitteleuropa momentan von dem Pilz betroffen sind und daher vom Aussterben bedroht sind.

 

Steckbrief

Journal: Science

Pressemitteilungen: Ja

Aufgegriffen von:

  • Spektrum.de (11.05.2018)
  • Welt (11.05.2018)
  • Tagesspiegel (11.05.2018)
  • Zeit Online (10.05.2018)
  • DPA: Oberbayerisches Volksblatt, ZDF heute.de (11.05.2018), NTV.de (10.05.2018), Berliner Morgenpost (13.05.2018)
  • Krone.at (12.05.2018)
  • MDR (11.05.2018)
  • Scinexx (11.05.2018)
  • APA: Wiener Zeitung.at (10.05.2018)
  • Der Standard (14.05.2018)
  • Deutschlandfunk Forschung Aktuell (14.05.2018)