Umweltöstrogen Zearalenon gelangt über Plazenta zum Fötus (Environmental Health Perspectives)

Versuche mit Plazenten, die bei Kaiserschnitten entnommen worden sind, zeigen, dass das Umweltöstrogen Zearalenon die Plazentaschranke rasch überwindet, also auf die kindszugewandte Seite der Plazenta gelangt. So haben im Versuch nach sechs Stunden 15 Prozent des Zearalenons, welches mit einer Lösung der Plazenta zugeführt worden war, die Schranke passiert. Zudem ist dabei das östrogenähnlich wirkende Zearalenon, das in geringen Mengen in vielen Getreideprodukten vorkommt, verstoffwechselt worden. Das Resultat, alpha-Zearalanol, ist ein Stoff mit 70-Fach erhöhter Östrogenaktivität. Daher könnten schon geringe Mengen Zearalenon eine deutlich größere Wirkung auf das ungeborene Kind haben als bislang gedacht. Die Wissenschaftler*innen der Universität Wien und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt haben ihre Ergebnisse am 09.10.2019 im Fachmagazin Environmental Health Perspectives publiziert. Eine abwechslungsreiche Ernährung kann ihrer Meinung nach helfen, um eventuelle Risiken zu reduzieren.

Mindestens sieben Mal ist von deutschsprachigen Medien unabhängig voneinander über die Studie berichtet worden. An der Studie unbeteiligte Expert*innen sind nicht zitiert worden. Tenor der Berichterstattung: Die Risikobewertungen für Umweltöstrogene sollten an die neuen Erkenntnisse angepasst werden.

Steckbrief

Journal: Environmental Health Perspectives

Pressemitteilungen: Ja (vom Forschungsinstitut)

Aufgegriffen von:

  • APA: Standard online (10.10.2019)
  • ch (10.10.2019)
  • de (11.10.2019)
  • SDA: Neue Zürcher Zeitung (11.10.2019)
  • life (11.10.2019)
  • Die Presse (12.10.2019)
  • SRF (22.11.2019)

 

  • Protokoll: Hendrik Boldt

 

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