Ein Wochenrückblick des Science Media Center, über welche Forschungsergebnisse viele Wissenschaftsjournalisten zeitnah berichten:

Bitcoin-Mining verursacht fast so viele CO2-Emissionen wie Sri Lanka (Joule)

Im Jahr 2018 ist das weltweite Mining von Bitcoins durch den Stromverbrauch der Computer für ungefähr 22 bis 22,9 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen verantwortlich gewesen. Zudem hat sich der Stromverbrauch für das Mining innerhalb des Jahres vervierfacht. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftler*innen der Technischen Universität München, die am 12.06.2019 im Fachblatt Joule publiziert worden ist. Beim Mining der Bitcoins werden Computer für Rechenleistungen zur Verfügung gestellt, die im Bitcoin-Netzwerk für das Verbuchen neuer Transaktionen mittels Blockchains notwendig sind. Im Gegenzug erhalten die Miner dafür eine bestimmte Anzahl neu generierter Bitcoins. Die Forscher*innen haben für ihre Berechnungen Daten der Hersteller der für das Mining verwendeten Hardware zum Energieverbrauch benutzt. Zudem haben sie über IP-Adressen die Standorte der Miner identifiziert. So konnten sie deren Stromquellen und den CO2-Ausstoß pro Energieverbrauch abschätzen. Wegen der Größe der durch das Mining verursachten Emissionen fordern sie, die Verlagerung des Minings in Regionen mit weniger CO2-intensiver Stromproduktion politisch zu forcieren. Die Forscher*innen haben zudem darauf hingewiesen, dass einige andere Kryptowährungen wie Ethereum wegen anderer technischer Eigenschaften deutlich weniger Energie benötigen.

Mindestens fünf Mal ist von deutschsprachigen Medien unabhängig voneinander über die Studie geschrieben worden. Dabei sind keine unbeteiligten Expert*innen zitiert worden. Die Deutsche Welle hat neben Bitcoin auch über den Energieverbrauchs anderer Internetanwendungen und die Verlagerung von Serverfarmen in kühlere Länder berichtet, wo weniger Energie zur Kühlung aufgewendet werden muss.

Steckbrief

Journal: Joule

Pressemitteilungen: Ja (von der Fachzeitschrift, vom Forschungsinstitut)

Aufgegriffen von:

  • dpa: Handelsblatt (12.06.2019), Süddeutsche Zeitung Online (13.06.2019), Zeit Online (13.06.2019); ähnlich: APA: Standard Online (13.06.2019)
  • BR.de (13.06.2019)
  • heise online (13.06.2019)
  • scinexx.de (13.06.2019)
  • Deutsche Welle (14.06.2019)

 

 

*Protokoll: Hendrik Boldt

 

*Die Vorhersage der Auswahl von Themen seitens der Journalisten gleicht dem täglichen Blick in die Glaskugel. Haben Journalisten das entsprechende Fachjournal auf dem Schirm? Werden sie das Thema aufgreifen und berichten? Wenn ja: mit welchem Dreh? Wenn nein: Kann es sein, dass wichtige entscheidungsrelevante Forschungsergebnisse, über die berichtet werden sollte, übersehen werden? Im Science Media Newsreel dokumentiert das Team des SMC [https://www.sciencemediacenter.de/] einmal pro Woche rückblickend die kongruenten Wissenschaftsthemen, die aus namentlich genannten Fachzeitschriften in Presseerzeugnissen und Internetangeboten aufgegriffen wurden. Erwähnt werden nur solche Themen, die bei unserem zugegeben unvollständigen Monitoring [http://www.meta-magazin.org/2018/04/04/waehlerische-wissenschaftsjournalisten/] in mehr als fünf unterschiedlichen Redaktionen mit textlich nicht identischen Berichten aufgegriffen wurden.