Deutlich mehr Wirbeltier-Spezies als vermutet von illegalem Handel bedroht – zukünftig betroffene Arten prognostiziert (Science)

5579 der mehr als 31.500 an Land lebenden Wirbeltier-Spezies werden global gehandelt. Damit betrifft der Handel fast ein Fünftel aller Spezies, also 40 bis 60 Prozent mehr als laut bisherigen Schätzungen. Insbesondere Vögel und Säugetiere sind betroffen, während nur 9,4 Prozent aller Amphibien und 12,4 Prozent aller Reptilien gehandelt werden. Außerdem haben die Forscher der University of Florida 3.196 weitere Spezies identifiziert, die wahrscheinlich in Zukunft in das Visier der globalen Wildtier-Märkte geraten werden. Für ihre Analysen haben sie die Datenbanken des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens CITES, sowie die Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutz-Organisation ausgewertet. Um zu bestimmen, welche Tiere zukünftig bedroht sein werden, haben sie analysiert, inwiefern diese den heute gehandelten ähneln. Würden die heute gehandelten Arten knapper, könnten die Märkte diese Tiere als Substitute verwenden. Die Forscher fordern, die potenziell bedrohten Arten proaktiv zu schützen. Einmal auf den weltweiten Märkten nachgefragt, könne sich ihre Lage rasch verschlechtern. Die Studie ist am 04.10.2019 im Fachmagazin Science erschienen.

Mindestens sechs Mal haben deutschsprachige Medien teils ausführlich über die Studie berichtet. In der Süddeutschen Zeitung ist ein Mitglied einer Tierschutzorganisation zur Studie zitiert worden. Er warf der Studie vor, nicht ausreichend die Effekte des Handels auf die Tiere zu differenzieren. So werde der Handel ausschließlich als Bedrohung dargestellt, dabei seien gehandelte Arten nicht gleichzusetzen mit bedrohten Arten. Manche Arten hätten sogar vom Handel profitiert. Zudem sei die Datenlage, auf die sich die Studie berufe, nicht gut. Demnach gebe sie eher einen groben Überblick als neue Erkenntnisse.

Steckbrief

Journal: Science

Pressemitteilungen: Ja (von der Fachzeitschrift)

Aufgegriffen von:

  • Neue Zürcher Zeitung Online (03.10.2019)
  • Standard Online (03.10.2019)
  • science.ORF.at (04.10.2019)
  • wissenschaft.de (04.10.2019)
  • Süddeutsche Zeitung Online (06.10.2019)
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung Online (07.10.2019)

Daten zum Abrutschen der Flanke des Vulkans Krakatau ausgewertet – Hoffnung auf bessere Frühwarnsysteme (Nature Communications)

2018 kollabierte eine Flanke des indonesischen Vulkans Anak Krakatau. Der ausgelöste Tsunami kostete mehr als 400 Menschen das Leben. Seismische und Satellitendaten zeigen: Es hat zwar Warnsignale wie ein kontinuierliches Absinken der Flanke in den Monaten zuvor und erhöhte vulkanische Aktivität gegeben. Aber keines dieser Signale eignet sich, um die Katastrophe genau vorherzusagen. Tatsächlich ausgelöst worden ist der Kollaps der Vulkanflanke dann vermutlich nicht durch Prozesse im Vulkan selbst, sondern durch ein kleines Erdbeben. Dennoch erhoffen sich Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam aus der detaillierten Rekonstruktion der Katastrophe Verbesserungen für Frühwarnsysteme. Außerdem ist beim Abrutschen des Berges ein spezifisches seismisches Signal messbar gewesen, welches registriert wurde, bevor der Tsunami die Küste erreicht hat. Die Wissenschaftler*innen haben ihr Paper am 01.10.2019 im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht. Sie regen zu weiterer Forschung an, da das Abrutschen von Flanken für ein Viertel aller durch Vulkane verursachten Todesfälle verantwortlich sei. Zudem sollten weltweit potentiell bedrohte Hänge besser überwacht werden.

Mindestens sechs Mal ist von deutschsprachigen Medien unabhängig voneinander über die Publikation berichtet worden. Grundsätzlicher Tenor der Berichte: Mit den Daten der Katastrophe könnten Frühwarnsysteme verbessert werden. Vorhersagen, wann ein Hang abrutsche, lasse sich damit aber nicht. An der Studie unbeteiligte Expert*innen sind nicht zitiert worden.

Steckbrief

Journal: Science

Pressemitteilungen: Ja (vom Forschungsinstitut)

Aufgegriffen von:

  • Spiegel Online (01.10.2019)
  • Tagesspiegel Online (01.10.2019)
  • Berliner Zeitung Online (02.10.2019)
  • Deutschlandfunk Forschung Aktuell (02.10.2019)
  • Spektrum.de Scilogs (02.10.2019)
  • dpa: Welt online (11.10.2019)

Multiresistente Erreger gelangen aus Waschmaschine auf Neugeborene (Applied and Environmental Microbiology)

Multiresistente Keime vom Typ Klebsiella oxytoca sind in einem Krankenhaus durch eine herkömmliche Waschmaschine mit der darin gewaschenen Kleidung auf 13 Neugeborene und ein Kind übertragen worden. Nachdem die Waschmaschine entfernt worden war, ist es zu keinen weiteren Infektionen gekommen. Dies schreiben Wissenschaftler*innen des Universitätsklinikums Bonn in einem Fachartikel, der am 27.09.2019 im Fachblatt Applied and Environmental Microbiology veröffentlicht worden ist. Ihnen zufolge ist damit erstmals dieser Übertragungsweg für multiresistente Keime dokumentiert worden. Normalerweise würden in Krankenhäusern aus hygienischen Gründen jedoch Spezialwaschmaschinen eingesetzt, um dies zu vermeiden. Damit Waschmaschinen sicherer werden, sollten sie den Forscher*innen zufolge so gebaut werden, dass es nicht zu Ansammlungen von stehendem Restwasser komme. Das fördere die Bakterien.

Mindestens acht Mal haben deutschsprachige Medien unabhängig voneinander über die Studie berichtet. Kongruent haben sie hervorgehoben, dass die Studie auch Konsequenzen dafür habe, wie Waschmaschinen außerhalb von Krankenhäusern genutzt würden. So sei ein regelmäßiges Waschen bei 60 Grad für Menschen, die Anfälliger für Erreger seien, empfehlenswert. Außerdem hat die dpa einen Experten der Vivantes-Kliniken Berlin zitiert, der nicht an der Studie beteiligt gewesen ist. Er hielt fest, dass die Studie eine lange bestehende Vermutung bestätige. Es bestehe aber für die meisten Menschen keinerlei Risiko.

Steckbrief

Journal: Applied and Environmental Microbiology

Pressemitteilungen: Ja (vom Forschungsinstitut)

Aufgegriffen von:

  • wissenschaft.de (27.09.2019)
  • forschung-und-wissen.de (29.09.2019)
  • AFP: aerzteblatt.de (30.09.2019), Neue Zürcher Zeitung online (30.09.2019), Zeit online (30.09.2019), Berliner Zeitung online (01.10.2019), Tagesspiegel online (01.10.2019)
  • Ärzte Zeitung Online (02.10.2019)
  • Standard Online (02.10.2019)
  • BR (06.10.2019)
  • dpa: Spiegel online (06.10.2019), Stern online (06.10.2019), ZDF.de (06.10.2019)
  • MDR (08.10.2019)